An der Vorderseite, oberer Teil, des Stockes sind im Messingblech 10
Ringe aus Kupfer eingehängt, von denen der fünfte (von oben gerechnet)
fehlt. Sie sind aus 1 mm starkem Kupferdraht gebogen, haben eine zweiflächige
Schnittkante und sind sorgfältig von Hand zu Ringen gebogen.
Abb.2: Die Vorderkante ist verziert mit 10 Ringen aus Kupfer,
das Messingblech ist mit Eisennägeln am Holz befestigt.
Die Klinge selbst ist an der Oberkante ca. 14 cm lang, am der Unterseite
ca. 12 cm. An der dicksten Stelle ist sie 2,1 cm breit, an der Klingenschneide,
die stumpf gelassen ist, 2 mm breit. Die Höhe der Klinge beträgt
ca. 8 cm an der Klinge, ca. 4 cm an der Rückseite.
Abb.3: Oberseite der Klinge. Ein zu einer "8" geformter Keil
aus Messing ist
von oben in das Holz getrieben, um die Klinge zu arretieren.
Die Klinge ist aus massivem Messing. Der gesamte Stock wiegt weniger
als 500g, wobei der größte Teil davon von der Klinge aufgebracht
wird. Die Klinge weist auf beiden Seiten Verzierungen durch Punzen auf.
Abb.4: Linke Seite der Klinge. Das Hauptmotiv ist ein Gebirgszug,
auf dem reichhaltige Vegetation
angedeutet wird. Die abstrakten Muster zeigen hauptsächlich
Pentagramme, um die herum siebenzackige
Sterne angeordnet sind (Schneide) und ein Pentagramm, um das herum
5 Rhomben angeordnet sind.
Abb.5: Rechte Seite der Klinge. Hier sind nur abstrakte Muster
zu finden.
Ebenfalls auffallend sind die Pentagramme, von denen hier 6 Stück
zu finden sind.
Das Muster in der Mitte konnte ich nicht interpretieren.
Im Jahr 2004 habe ich im Sommer auf einem Flohmarkt ein weiteres Exemplar gefunden und erworben. Der Verkäufer wußte nicht, worum es sich handelt, aber im Gespräch meinte er, daß meine Vermutung über die Herkunft (Tatra) stimmen könnte, da sein Onkel aus der Gegend stammt. Das Exemplar ist kein Wanderstock, es ist ca. 70 cm lang und am unteren Ende ist eine rote Fadenquaste befestigt. Der Griff ist gedrechselt und die Klinge aus Stahl. Die Klinge selbst ist auf einer Seite gepunzt (siehe Abb. 6), die andere Seite ist blank. Besonders gut verarbeitet ist die Klinge nicht, sie ist wohl eher für den alltäglichen Gebrauch gedacht gewesen, nicht für repräsentative Zwecke. Die Stahlspitze ist sehr spitz, die kleine, hintere Klinge extrem scharf und spitz. Der Korrosionszustand weist darauf hin, daß die Klinge häufig eingesetzt wurde.
Abb.6: Rechte Seite der Stahlklinge des zweiten Exemplars.
Auch hier sind nur abstrakte Muster zu finden.
Der Stock ist nur 70 cm lang, also nicht als Wanderstock gedacht.
Inzwischen habe ich einige Informationen zum Wanderstock bekommen:
April 2002: Einem Hinweis aus dem Netz nach handelt es sich um eine "Ciupaga" aus den polnischen Bergen im Bereich der Tatra. Früher zum Kämpfen benutzt, ist es heute ein Schmuckstück zum Wandern und beim traditionellen Tanz, das die "Gorale" (Bergbewohner) zu festlicher Kleidung tragen.
Juli 2004: "Ich kenne das Teil gut, es ist in der Slowakei als
´Valaska´ bekannt
[siehe dazu die Abbildung auf der Seite der slowakischen Stadt Valaska
http://www.valaska.sk/],
im Internet wird es als ´Ciupaga´
(= polnische Version) bezeichnet. Valaska - eigentlich ein Gehstock der slowakischen
Bergbauern (´Gorale´), mit der typischen kleinen Axt als Knauf -
wurde früher als Gehhilfe und/oder Arbeitsgerät verwendet, erlangte
dann eine gewisse Berühmtheit als Waffe des legendären
Janosik (eine
Art slowakischer Robin Hood, allerdings ist die Existenz von Janosik historisch
verbürgt).
In den späten 50er oder frühen 60er Jahren wurde in der ehemaligen
Tschechoslowakei ein Film über Janosik gedreht und aufgeführt, worauf
natürlich viele Jungs eine Valaska haben wollten, wenn auch nur eine Holzattrappe.
Nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Truppen des Warschauer Pakts
wurde die Valaska bei einigen "Sokol"-Gruppen (das waren die früheren
Sport- und Pfandfindervereinigungen) gelegentlich symbolträchtig als Zeichen
des Widerstands gegen die Besatzung mitgeführt (vordergründig als
Wanderstock, der es auch ist, gemeint als Waffe des einstigen Freiheitskämpfers
- die Tschechen haben für solche Rituale und symbolträchtige Handlungen
viel übrig)." [Otto Borik, e-mail: Borik at t-online.de]
Hinweis: Herr Borik sucht solch einen Stock. Wer einen übrig hat, setze sich bitte mit ihm in Verbindung.
Januar 2005: In Ungarn wurden ebenfalls solche Wander- und Wehrstöcke
benutzt, sie heißen dort ´Fokos´. Der innere Bogen auf der
Unterseite der Klinge wurde als Haken benutzt, um Schafe an ihren Hinterläufen
festzuhalten, wenn man sie zur Schur oder sonstigen Behandlung einfangen wollte.