Claus Schönleber

InterCity Experimental ICE/V

Bericht von einer Meßfahrt mit dem "InterCity Experimental" im Jahre 1986

(c) 1997

Inhalt
Im Jahre 1986 veranstaltete der VDE eine Meßfahrt für Publikum mit dem damals in der Erprobung befindlichen "InterCity Experimental" (heute "InterCity Expreß") auf der Teststrecke Hamm-Bielefeld.

Abstract
In 1986 the German VDE arranged a tour with the "InterCity Experimental" (now: "InterCity Expreß") between Hamm and Bielefeld (both in Germany) for the public.



Am 6. Mai 1986 veranstaltete der VDE eine Vorführung des experimentellen Hochgeschwindigkeitszuges "InterCity Experimental" (ICE/V). Für 50 DM war es möglich, an einer der Meßfahrten teilzunehmen. Vor dem Vergnügen war allerdings ein Vortrag angesetzt, in dem über die technischen Einzelheiten des neuartigen Zuges (an dem unter anderem Siemens mitwirkt/e) eingegangen wurde. Danach folgte der Transport zum Bahnhof Bielefeld. Auf der damals schon als Hochgeschwindigkeitsstrecke ausgeführten Linie Hamm-Bielefeld pendelte der Zug, auf einem kurzen Stück sogar mit der Höchstgeschwindigkeit von nahezu 350 km/h.
 
Einfahrender ICE
Abb.1: Der "InterCity Experimental" rollt in den Bahnhof von Hamm.

Zu der hier dokumentierten Meßfahrt brach jedoch einer der Stromabnehmer, so daß die Fahrt mit der unangemessenen Geschwindigkeit von 139 km/h durchgeführt werden mußte. Trotz allem war die Fahrt beeindruckend, zumal die Inneneinrichtung völlig neu konzipiert war und erstmals das Gefühl vermittelte, in einem dem Flugzeug gleichgestellten Verkehrsmittel zu reisen.

Geschwindigkeitsplakette
Abb.2: Beim "Experimental" war als Höchstgeschwindigkeit 350 km/h zulässig (Moderne ICEs: 280 km/h)..

Der "Experimental" bestand aus zwei Triebköpfen, Vorführwagen und einem Meßwagen, der die gesamte Meßapparatur enthielt. Ein Team von Ingenieuren protokollierte dabei die unterschiedlichen Parameter.

Videomessplatz
Abb.3: Über die Videokonsole wurde das Verhalten der Stromabnehmer überwacht.
 
Messplatz
Abb. 4: Die Meßanorndung im Meßwagen des "InterCity Experimental".

Eine schöne Idee war das "Leseabteil", das aus einem abgeteilten Raum bestand, in dem sich ein Sofa, ein Tisch und ein Fernsehmonitor befanden. Während der Großraumwagen schon von den ICs her bekannt war, stellte dieses Abteil eine interessante Alternative zu entspanntem Reisen dar. Als kommunikativer Vielzweckraum waren viele Varianten der Nutzung denkbar: z.B. Konferenz, Unterhaltung, Treffpunkt. Leider entfiel diese Idee und im heutigen ICE sind nur die alten Konzepte von Abteil (traditionelles Gegenübersitzen) und Großraumwagen realisiert. Schade eigentlich!
Die genaue Aufteilung wurde dem Fahrgast auf einem Faltblatt - ähnlich wie es in Passagierflugzeugen ausgegeben wird - erläutert.

Leseabteil
Abb. 5: Das "Leseabteil". Deutlich zusehen sind Sofa und Tisch, im Hintergrund sieht man das Großraumabteil.
 
Monitor im Leseabteil
Abb. 6: Der TV-Monitor (Blaupunkt) im "Leseabteil". Vorgesehen waren Video und TV-Empfang.

Die Idee, an jedem Sitz ein Telefon und LCD-Mehrzweckterminal anzubringen wurde zumindest teilweise realisiert. Für den Genuß von Videofilmen sind jeweils ein Großraumwagen in der 1. und 2. Klasse ausgerüstet.

Bildschirm und Telefon im Sitz
Abb.7: Sitz im "Experimental" mit eingebautem Mehrzweckbildschirm und Telefon.
 
Bildschirm im Sitz
Abb. 8: Der im Sitz integrierte Bildschirm. Das Menü ist steuerbar durch die Tastatur im Telefonhörer.

Daneben stellt jeder Sitz einen Anschluß für handelsübliche Kopfhörer zum Stereoempfang unterschiedlicher Radiosender sowie einiger speziell hergestellter Bandprogramme zur Verfügung. Hierüber wird auch die Tonspur zu den Videofilmen übertragen. Telefon (Telekom C-Netz) gibt es nur als "Telefonzelle" ebenfalls jeweils einmal in der 1. und in der 2. Klasse.
 
Durch einen Vertrag der Deutschen Bahn AG mit Mannesmann D2-Mobilfunk werden die Züge zur Zeit mit Transpondern ausgestattet, so daß ein Telefonieren mit D2-Handies auch aus den Abteilen während der Fahrt möglich wird.
 

Abb. 9: Die zur Fahrt ausgegebenen Telefonkarten aus Pappe mit Magnetstreifen.
Der ICE (Intercity Expreß) ist heute aus dem täglichen Bahnbetrieb nicht mehr wegzudenken. Allerdings wurden einige neue Ideen nicht verwirklicht, die das Reisen mit diesem Zug noch angenehmer und attraktiver machen würden.


Trans Europ Expreß

Zum Schluß noch ein kleiner Leckerbissen: Im Herbst 1998 fuhr frühmorgens gegen 5 Uhr von Kiel Hauptbahnhof ein Sonderzug ab. Es war ein klassischer "Trans Europa Expreß" (TEE). Leider stand mir nur meine Schnappschußkamera zur Verfügung und die Beleuchtung war um diese Uhrzeit auch nicht gerade perfekt. Aber die wichtigsten Elemente des Triebkopfes erkennt man. Viel Vergnügen damit!

Trans Europa Expreß - Bild 1

Trans Europa Expreß - Bild 2
Trans Europa Expreß - Bild 3



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