3.1 Ein paar Vokabeln

Um eine Nachricht vor fremden Augen zu verbergen, kann man zwei Methoden anwenden:

Steganographie ist die Wissenschaft vom Verbergen von Nachrichten. Es ist möglich, eine Nachricht in anderen, belanglosen Nachrichten zu verstecken. Die bekannteste Methode ist der "Mikropunkt", ein Stück Mikrofilm, das als Teil eines Buchstabens, beispielsweise eines "i", in einem belanglosen Text transportiert wird. Auch unsichtbare Tinten zählt man dazu.

Eine weitere Methode ist, in einem Text die Nachricht in den Anfangsbuchstaben von Wörtern unterzubringen; entweder in jedem Wort oder in bestimmten Abständen.

Modernere Methoden benutzen Eigenschaften von Computerdaten, zum Beispiel Grafikdateien, bei denen einzelne Bits von Pixeln verändert werden. Das ist, wenn es richtig gemacht wird, nicht erkennbar. Ähnliches geht mit Leerzeichen in formatierten Texten mit Nicht-Proportionalen Schriftarten (z.B. Courier).

Wir werden später noch ein wenig über solche Verfahren kennenlernen. Zudem finden Sie auf [D] entsprechende Programme.

Kryptographie dagegen versucht nicht zu verhehlen, daß eine geheime Nachricht vorliegt. Hier wird lediglich versucht zu verhindern, daß ein Gegner die Nachricht lesen kann.

Es werden hierfür verschiedene Verfahren angewendet, die man grob in verschiedene Gruppen einteilen kann.

Als homophone Chiffren bezeichnet man Verfahren, bei denen verschiedene Geheimzeichen zu einem Klartextzeichen dechiffriert werden können. Anstatt zum Beispiel ein A immer in eine 1 zu codieren, wird hierfür eine ganze Reihe von Zeichen benutzt, beispielsweise 1,3,5,7 und 11.

Um weitere Informationen zu verbergen, werden bedeutungslose Füllzeichen verwendet. Damit kann man erreichen, daß Wortgrenzen, Satzgrenzen oder ähnliche Eigenschaften von normalen Texten verschleiert werden. Sie werden Nullzeichen (nulls) genannt.

Ähnliches wird mit ganzen Nachrichten gemacht. Auch wenn keine Nachrichten vorliegen, werden regelmäßig belanglose Nachrichten ausgetauscht. Dies soll eine gegnerische Verkehrsanalyse verhindern. Denn es ist manchmal gar nicht notwendig zu wissen, was in einer geheimen Nachricht steht. Es reicht oft schon zu erkennen, daß zu einem gewissen Zeitpunkt der geheime Verkehr zwischen zwei Partnern signifikant angestiegen ist. Die Füllmeldungen werden so dazwischengeschaltet, daß auch ein heftiger Anstieg echter geheimer Nachrichten nicht erkannt wird. Solche Details existieren inzwischen in Sicherheitssoftware für LANs, um ein Abhören von Computerleitungen zu erschweren.

Wenn ein Geheimtextzeichen mehrere Klartextzeichen bedeuten kann, dann spricht man von polyphonen Chiffren. Frühe Vorkommen solcher Verfahren kann man bei der Argenti-Familie finden. Die Argentis waren eine römische Familie im 16. Jahrhundert, die für nicht ganz 20 Jahre den Päpsten als Kryptologen dienten [0].

Im Gegensatz zur Kryptographie werden bei der Kryptanalyse keine Verschlüsselungsverfahren erfunden, sondern Verfahren, um bestehende Chiffren zu knacken. Es herrscht ein endloser Wettbewerb zwischen den Kryptographen und Kryptanalytikern, wobei beide Lager durchaus auf derselben Seite stehen können. Denn nur ein exzellenter "Codeknacker" kann die Kenntnisse erwerben, die man braucht, um ein gutes Verschlüsselungsverfahren zu entwickeln.

Beide Wissenschaften werden unter dem Begriff Kryptologie zusammengefaßt, wenn auch die Grenzen in der Praxis (wie gewöhnlich) nicht ganz so scharf gezogen werden.